Die Geschichte von Leobersdorf

Die Geschichte des Marktes reicht bis ca. 3000 v. Chr.(Steinzeit) zurück. Schon aus dieser Zeit sind Fundstücke erhalten, die im Ortsgebiet gefunden wurden. Leider ist uns über diese Stämme, unsere frühesten Vorfahren, nichts bekannt.

Gegen 350 v. Chr. strömten keltische Stämme in das Land und gründeten das Königreich Norikum. Von dieser Zeit sind Ortsnamen und besonders Flurnamen überliefert, was eine Besiedlung auch unserer Gegend durch die Kelten nachweist. Für Leobersdorf steht hier der Name des Baches "Triesting" an erster Stelle. "Tristis" bedeutet im Keltischen rauschend oder gefährlich. Will man jedoch den Namen der Triesting aus dem Slawischen ableiten, kommt man ebenso zu der Bedeutung des reißenden-, wilden Baches.

Im Jahre 15. n. Chr. wurde das Königreich Norikum von den Römern friedlich besetzt und nun tritt Leobersdorf wieder relativ deutlich in das Licht der Geschichte. So liegt der älteste Kern des Marktes im Umkreis der Kirche. Diese dürfte mit ziemlicher Sicherheit ein römischer Wachturm gewesen sein, was durch römische Funde im Bereich der Kirche belegt ist. Leobersdorf lag am Schnittpunkt zweier Handelswege des römischen Reiches. Von Vindobona verlief eine Vizinalstraße über Bad Fischau nach Süden (heute die Badener- Haupt- und Wiener Neustädterstraße) Von Osten führte ein Handelsweg durch das Triestingtal nach Westen in den Raum St. Pölten.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Imperiums verlassen uns genaue Hinweise über die Geschichte unseres Heimatortes für fast sechshundert Jahre. Mit großer Wahrscheinlichkeit zogen während der Völkerwanderung mehrere Stämme durch unser Gebiet. Awarengräber im südlichen Ortsgebiet (beim Ziegelwerk Polsterer) belegen jedoch eine kontinuierliche Besiedlung.

Erst für die zeit zwischen 965 und 1050 können wir wieder genauere Angaben treffen. Kolonisten aus Franken und Bayern kamen, nachdem die Ungarn nach Osten verdrängt worden waren, nach Niederösterreich. In der Mariazellergasse sind noch jetzt die Spuren dieser Besiedlung zu besichtigen. Viele Häuser haben den Grundriss der Fränkischen Reihenhöfe. Seit dieser Zeit ging es mit dem Markt ständig, wenn auch mit manchen Unterbrechungen bergauf. Schon vor 1220 entstand ein Bethaus und 1311 wurde die Pfarre gegründet, die bis heute dem Stift Melk inkorporiert ist. 1393 wurde eine Pfarrschule gegründet, die zweitälteste im Bezirk überhaupt. 1591 hatte der Ort bereits 116 Häuser, wovon aber 87 und 1 Mühle zur Herrschaft Enzesfeld zählten.

Bei allem Aufschwung blieben dem Ort jedoch Katastrophen nicht erspart. 1477 kam es zu Zerstörungen durch Matthias Corvinus, 1525 Bauernaufstände und ab 1529 wiederholte Einfälle der Osmanen. 1532 vernichtete ein Reichsheer bei Leobersdorf türkische Akindschi, aber schon 1605 erfolgten Überfälle durch die Hayducken und wieder 1683 durch die Osmanen während der zweiten Türkenbelagerung Wiens. 1809 wurde durch die Französischen Besatzer ein Großbrand ausgelöst, dem 37 Häuser, die Kirche und die Schule zum Opfer fielen. Trotzdem ließen sich die Leobersdorfer nicht entmutigen und bauten den Ort weiter aus.

An kommunalen Einrichtungen wurden im 19. Jahrhundert vieles geschaffen. 1873 kam es zum Bau eines Volksschulgebäudes (seit 1956 zum Rathaus umgestaltet). 1890 wurde eine Mädchenvolksschule errichtet (heute die allgemeine Volksschule). 1911 fand die Errichtung einer Hauptschule statt und schon 1891 wurde der erste Landeskindergarten errichtet.

Der Ort Leobersdorf zog aber ebenso Unternehmer an. 1711 wurde das Bauunternehmen Anton Notthaft gegründet, der 1820 zusätzlich ein Ziegelwerk installierte, das aber stillgelegt ist. Die noch in Betrieb stehende Ziegelei Polsterer/Menhofer existiert seit 1897. Entscheiden für den Ort war die Gründung der Maschinenfabrik 1850. Die LMF begann als Gießerei und veränderte das Ortsbild entscheidend. So prägen die Arbeiterhäuser der LMF die Straßenzüge der Südbahnstraße und Arbeitergasse. Mit dem Bau der Südbahn 1841 und der Süd- Westbahn nach St. Pölten 1877 wurde Leobersdorf an das überregionale Verkehrsnetz angeschlossen und die Bedeutung des Marktes stieg rapide an.

Nach einer langen Friedenszeit brachte der I. Weltkrieg wieder Entbehrungen über den Ort. 84 Gefallene waren die Bilanz dieses Krieges. 1918 wurde die Republik Österreich gegründet und in Leobersdorf ging das Leben weiter. Die Menschen überlebten Inflation, die Weltwirtschaftskrise und die Wirren der I. Republik relativ unbeschadet. In Leobersdorf kam es zu keinen Konflikten in dieser zerrissenen, unglückseligen Zeit. Erst mit der Okkupation Österreichs durch Hitlerdeutschland kam neues Unglück über den Ort. Nicht nur, dass die jüdischen Mitbürger vertrieben wurden, so brachten die Bombardements der Alliierten direktes Leid über den Markt. 239 Leobersdorfer verloren ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg, der von Hitler und seinen Konsorten begonnen worden war.

Am 3. April 1945 rückten die ersten Einheiten der Roten Armee von Siebenhaus kommend in Leobersdorf ein. Nach leichten Gefechten wurde der Markt von Ukrainischen Truppen besetzt und eine "Ortskomandantura" errichtet. Noch bis zum 8. April starben 11 Leobersdorfer aus den verschiedensten Gründen. Die Rote Armee hatte in unserem Gebiet 57 Tote zu beklagen die im "Russenfriedhof" teilweise bestattet wurden.

Der politische Neubeginn war der 15. April 1945. An diesem Tag wurde Josef Empacher zum Gemeindeverwalter (Bürgermeister) bestellt. Schon am 15. Mai wurde ein prov. Gemeindeausschuss gebildet, der sich wie folgt zusammensetzte: SPÖ 4, KPÖ 4 und ÖVP 2 Mitglieder. 1947 endete die direkte Besatzung durch sowjetische Truppen. Zwar kam die LMF als "Deutsches Eigentum" unter die russische USIA- Verwaltung, wurde jedoch zurückgegeben. Nachdem der Schutt des Krieges weggeräumt worden war, begann man in Leobersdorf mit dem raschen Wiederaufbau. Im Laufe der Zeit wurden alle Straßen asphaltiert und mit modernen Beleuchtungskörpern versehen.

Der Markt Leobersdorf wurde, und wird, immer moderner. Ein großzügiges Wohnbauprogramm ermöglicht es immer mehr jüngeren Einwohnern in ihrer Heimatgemeinde wohnen zu bleiben. Leobersdorf geht als eine moderne, leistungsfähige Gemeinde mit viel Vergangenheit in das neue Jahrtausend.