Der Heilsame Brunnen

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Geschichte

Südlich von Leobersdorf, an der Straße nach Sollenau, befindet sich der Heilsame Brunnen, ein regional bedeutender Wallfahrtsort. Die Quelle, die angeblich Augenleiden lindert und der Sage nach schon Blinde geheilt hat, besitzt eine wechselvolle Geschichte.

Erstmals erwähnt wird die Quelle 1466 als der „Heylige Prunn“ im Enzesfelder Urbarium des Christoph von Spaur, auch weisen Siedlungsreste aus der Bronzezeit auf einen abgekommenen Ort namens Pölla hin, der sich in der Umgebung des Brunnens befand. 

Jedoch muss die Quelle verschüttet worden sein, denn ihre urkundlich belegte Entspringung nach einem Sturm, bei dem laut Zeugen die Erde gebebt haben soll, ist auf den 23. April 1626 datiert.

Die Quelle wurde zunächst wegen der ihr nachgesagten heilsamen Wirkung bekannt, selbst Todgeweihte sollen genesen sein. Vor allem Augenkranke suchten sie auf, eine blinde Frau hatte ihr Augenlicht wieder erhalten und der Sohn Peter von Brauns (1758–1819), Herrschaftsbesitzer zu Schönau an der Triesting, wäre von einem schweren Augenleiden geheilt worden. Das Austreten der Quelle verhalf der Gemeinde Leobersdorf zur Erneuerung ihres Wochenmarktrechtes durch Kaiser Ferdinand II. Daraufhin wurde über der Quelle aus dem Erlös der Opfergaben eine hölzerne Kapelle mit Glocke errichtet, die 1683 während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung zerstört wurde. Sie wurde wiederhergestellt, 1733 während eines Sturms niedergerissen und erneut erbaut. 1738 nochmals aus Holz aufgebaut, fiel die Kapelle einem Brand zum Opfer, bei dem nur das Muttergottesbild unversehrt geblieben ist. 

Das Kreisamt Traiskirchen untersagte den Leobersdorfern 1780, das Kirchlein durch einen gemauerten Bau zu ersetzen und seine heutige Gestalt nahm es erst 1850 an, als es die Gemeinde mit Unterstützung des Gemeinderates Josef Hobodides als Riegelbau errichten ließ. Sie blieb allerdings ohne Messlizenz. Schließlich gruppierten sich noch Verkaufshütten um den Bau. 

Der Heilsame Brunnen wurde zum Ziel alljährlicher Bittprozessionen am Florianitag (4. Mai). Am Sonntag, dem 30. Mai 1926, feierten etwa 1000 Gläubige sein 300-jahriges Bestehen, nachdem die Kirche von der Gemeinde Leobersdorf aus Anlass des Jubiläums renoviert worden war.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Marienkapelle von russischen Soldaten vollkommen zerstört, doch am 13. Mai 1945 pilgerten 300 Gläubige zum notdürftig instand gesetzten Heiligtum. Im selben Sommer fand die feierliche Neuweihe statt. Nach einer Generalsanierung 1990 wurde die Kapelle am 22. April geöffnet.

Das Wasser der Quelle wurde bereits zwischen 1956 und 1966 untersucht und analysiert. Es ist ident mit dem Wasser, das auch aus dem in der Nähe befindlichen Brunnen des Wasserleitungsverband fließt. 

Seitdem das Wasser im Schacht der Kapelle 1970 versiegte, kommt das Wasser aus den Verbandspumpwerken. 

Revitalisierung

Die Revitalisierung des Heilsamen Brunnen wird von 2 Stellen gefördert. Über die Leader-Region Triestingtal werden Förderungen für die Sanierung der Kapelle und der Verkaufsstände bezogen. Die Leader Förderung in der Höhe von ca. 70.000 Euro wird vom Land Niederösterreich und von der Europäischen Union unterstützt. Andererseits gibt es von der Stadterneuerung eine Förderung für die Außenanlagen (Bepflanzung, Brunnensanierung, Außenflächen, Parkplatz, etc.) in der Höhe von ca. 80.000 Euro.

Stabilisierung

Der wichtigste Punkt in Zusammenhang mit Instandsetzungsarbeiten an der Kapelle war die Stabilisierung des Bauwerks. Ein Grabungsversuch legte die Vermutung nahe, dass die historische Fundierung unter anderem auf Holzpfählen nicht mehr ausreichend war. In Abstimmung mit einem Statiker sollte auf das URETEK-Verfahren zurückgegriffen werden. Es wurden dabei rund um die Kapelle im Abstand von ca. 70cm Löcher mit einem Durchmesser von 25mm gebohrt durch die Injektagen und Verdichtungsmaßnahmen bis in eine Tiefe von rund 2,5 Metern unter Fundament vorgenommen wurden. Bei solch einer Fundament Stabilisierung wurde die Tragfähigkeit des Baugrundes wieder hergestellt.  

Dachdeckung

Das Dach der Kapelle war ebenfalls sanierungsbedürftig. Leobersdorf verfügt durch das Tondach-Werk Polsterer und die Nähe zu den früheren Betriebsstätten der Wienerberger Ziegelindustrie über eine gewisse Tradition, derer man sich bei der Kapelle bedienen konnte. Durch Glasuren in mehreren Farbtönen und die Wahl eines kleineren Ziegelformates war es möglich, dem Dach eine sehr attraktive Zeichnung zu verleihen. Die erforderliche Anpassungen des Dachstuhls konnten von außen vorgenommen werden ohne dass der Innenraum Schaden annahm. 

Eingangstür

Eine klassisch schöne hölzerne Tür mit gegen Vandalismus geschützten Glasfüllungen ermöglicht auch bei geschlossenem Zustand einen Blick in die Kapelle.

Kapelle Innenraum

Auch der Innenraum der Kapelle sollte aufgewertet und freundlicher gestaltet werden. Um den Altar besser zur Geltung zu bringen wurde das Eisengitter durch eine faltbare Glastüre ersetzt. Eine neue Heiligenfigur sowie neue Hängeleuchten sollten den Innenraum der Kapelle attraktiver machen. 

Verkaufsstand

Auf dem Gelände befinden sich zwei alte Verkaufsstände. Der besser erhaltene sollte revitalisiert werden und kann in der Folge etwa dazu verwendet werden, die Leobersdorfer Tradition der Blaumalerei auf Birnkrügen zu präsentieren  und den Verkauf von handbemalten Gefäßen zu Entnahme, Transport, Aufbewahrung und Genuss des Wassers des Heilsamen Brunnens  zu ermöglichen.

Außenanlagen

Die Außenanlagen rund um den Heilsamen Brunnen wurden neu gestaltet. Nach einem Bepflanzungskonzept soll künftig viel grün rund um die Kapelle entstehen. Die Zufahrt wird zukünftig durch ein Tor erfolgen, um bewusst in das Areal einzutreten. Rechts von der Kapelle wurde ein Pavillon errichtet. Es werden neue Sitzgelegenheiten geschaffen und eine neue zeitgemäße WC-Anlage errichtet.



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